Schon früh am Ostermorgen, gleich nach dem Sonnenaufgang, radle ich dem Osten zu, immer die Sonne im Blick, die sich erst wenig, dann immer strahlender hinter dem Berg zeigt. Mein Weg führt zum Hauptfriedhof, auf dem in jedem Jahr der Auferstehungsgottesdienst gefeiert wird.
Die Kirchenglocken der Friedhofskapelle läuten bereits. Ich steige vom Rad und laufe an den Gräbern vorbei, lese Namen von Verstorbenen, von denen ich viele kannte. Die Gräber sind mit gelben, roten und blauen Frühblühern bepflanzt. Auf dem Vorplatz der Friedhofskapelle stehen bereits die ersten Besucher, weitere trudeln ein. Wir bleiben im Freien stehen, auch wenn es noch frisch ist, bilden einen Kreis und können uns somit gegenseitig wahrnehmen: Wir sind eine österliche Gemeinschaft. Mein Blick wandert in die Äste der hohen Bäume, die den Kirchhof umfassen, zwitschern und singen die Vögel ihre schönsten Morgenlieder. Weitere Gottesdienstbesucher kommen nach und nach hinzu auf den Platz vor der Kirche. Wir singen in den Morgen hinein mit allem was bereits tönt: „Er ist erstanden, Halleluja! Freut euch und singet, Halleluja!“ Ich lausche den Worten des Evangeliums, die die von Jesu Auferstehung erzählen und stelle mir dabei die Situation vor Ort, die Frauen und Männer um Jesus vor. Mein Blick wandert zur Kirschbaumallee, mit den prächtigen weiß-rosa Blüten, weiter hinein in den frischen hellblaufarbenen Morgenhimmel.
Mir erscheint dieser frühe Ostermorgen voll von Glanz, Licht, Hoffnung und Freude. Lieder tönen über den Friedhof, unterstützt durch das Singen der Vögel und erwärmen mein Herz. All das macht den Ostermorgen für mich so besonders. Ich liebe diesen christlichen Festtag in der Jahreszeit des Erblühens. Ich sammle dabei Kraft für den Alltag.